Jetzt kommen die Insolvenzen
Die Schonzeit ist vorbei, eine Pleitewelle scheint besiegelt – auch im bisherigen Konjunktur-Vorzeigeland Deutschland.
Gleich zwei Großbäckereien müssen ihre Mitarbeiter und Geschäftspartner mit Ängsten und Ungewissheit ins neue Jahr schicken: Sowohl „Unser Heimatbäcker“ aus Mecklenburg-Vorpommern als auch „Frischback“ aus Thüringen reichten innerhalb der ersten beiden Januarwochen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung ein.
Pleiten und Probleme
Damit bestätigt sich die Einschätzung des Gravenbrucher Kreises, der unter anderem für den Osten Deutschlands steigende Insolvenzzahlen vorhersagte. Bei „Unser Heimatbäcker“ in Mecklenburg-Vorpommern stehen nun 2.700 Arbeitsplätze auf der Kippe, bei Frischback sind es 760. Für diese 760 Thüringer Mitarbeiter ist es zudem die zweite Insolvenz innerhalb kurzer Zeit, erst im April 2018 beendete das Unternehmen ein Verfahren in Eigenverwaltung – konnte aber laut eigenen Angaben nicht alle nötigen Sanierungsschritte erfolgreich umsetzen. Die Belegschaft von „Unser Heimatbäcker“ wirft ihrer Geschäftsführung gar Misswirtschaft vor, deutliche Verluste von etwa 18,5 Millionen Euro im Jahr 2017 seien ohne Konsequenzen geblieben. Klar ist: Für beide Bäckereibetriebe werden die Arbeitstage nun noch früher beginnen müssen, wenn sie ihre Häuser retten wollen.
Mit seiner Prognose ist der Gravenbrucher Kreis – ein Zusammenschluss von Insolvenzverwaltern – indes nicht allein. Auch die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet mit mehr Pleiten: Um rund 100 Fälle soll die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr steigen (auf dann 20.000 Fälle innerhalb Deutschlands), 2020 sei noch einmal mit einer höheren Zahl zu rechnen. Crif Bürgel meldete, bundesweit würden 305.000 Unternehmen mit finanziellen Problemen ins neue Jahr starten. Der Kreditversicherer Euler Hermes berichtete (PDF), auf dem Weltmarkt bereits seit einem Jahr 8 Prozent mehr Insolvenzen beobachten zu müssen. Innerhalb Deutschlands erwartet Euler Hermes zunächst „nur“ den Stopp rückläufiger Insolvenzzahlen, 2019 soll es dann auch zu mehr Fällen kommen.
Zinsen und Zombies
Warum ist das so? Nun, auch über die Gründe ist man sich einig. Zum einen haben die jahrelangen Niedrigzinsen dafür gesorgt, dass sich Unternehmen länger über Wasser halten konnten, als es ihre Zahlen und/oder ihr Geschäftsmodell her gaben. Steigen nun die Zinsen und gelangen diese Firmen nicht mehr an die notwendigen günstigen Kredite, kommt es zu einer Marktbereinigung – und sogenannte Zombie-Firmen müssen endgültig aufgeben. Verschuldete Unternehmen sollten die aktuellen Prognosen daher dringend als Weckruf sehen, anlässlich dessen sie zumindest versuchen können, das Ruder noch einmal herumzureißen. Fehlt etwa ein zukunftsfähiges Konzept, kann dieses unter Umständen noch entwickelt werden.
Zum anderen verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum. Wenig verwunderlich bei den zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Risiken, bei hoher Verschuldung und dadurch steigenden Kreditrisiken, Handelskonflikten und Zollankündigungen, der Währungsschwäche der Türkei und der Haushaltsschwäche Italiens sowie den Schwierigkeiten um den Brexit: Wer will da schon größere Investitionen tätigen? Wer kann sich angesichts dieser globalen Lage eigentlich vollumfänglich auf sein Geschäft konzentrieren?
Erschwerend hinzu kommt, dass sich die Schwierigkeiten nicht auf wenige Märkte begrenzen lassen, mehr noch: dass insbesondere Exportländer wie Deutschland von den Entwicklungen anderswo stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Das sieht auch der Versicherer Euler Hermes so und blickt mit Sorge auf steigende Pleitezahlen bei „zahlreichen wichtigen europäischen Handelspartnern der deutschen Wirtschaft“ – Slowakei, Dänemark, Polen, die Schweiz, Belgien und Schweden. In Österreich musste vor einigen Tagen erst der Garnhersteller Borckenstein aufgeben. Auch hier ist es nicht die erste Insolvenz, 124 Mitarbeiter zittern jetzt um ihre Zukunft, 190 Gläubiger um die rund 21 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Das Unternehmen ist laut österreichischen Medien mit rund 13 Millionen Euro überschuldet.
Aufklärung und Absicherung
Was raten wir, die Makler von Kreditversicherungen, Factoring und Kautionsversicherungen, unseren Kunden? Zunächst allen: Machen Sie dringend Ihre Hausaufgaben – prüfen Sie die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens, immer und immer wieder. Stimmt das Geschäftsmodell? Bringen Ihre Produkte und Dienstleistungen Ihren Kunden tatsächlichen Nutzen? Wie begegnen Sie Herausforderungen wie der Digitalisierung oder dem Fachkräftemangel?
Nehmen Sie den Jahresbeginn aber auch zum Anlass, Ihre Kunden und deren Ausfallrisiko sowie die Finanzierung Ihres Unternehmens unter die Lupe zu nehmen. Ziehen Sie Bonitätsauskünfte heran, checken Sie Ihren Versicherungsstatus, prüfen Sie Ihre Liquidität. Mithilfe einer Kreditversicherung etwa erhalten Sie nicht nur permanent Informationen über die Entwicklung aller für Sie relevanten Branchen und Märkte, Sie können auch ständig konkrete Kunden bzw. Geschäftspartner überwachen – und bei drohenden Ausfallrisiken schnell eingreifen. So lassen sich Schadensfälle häufig verringern oder gar ganz vermeiden. Und mit Factoring können Sie aktiv Ihre Liquidität verbessern und auf diese Weise noch freier und sicherer neue Geschäfte eingehen.
Ihre Fachmakler für Kreditversicherung, Factoring und Kautionsversicherung beraten Sie anbieterübergreifend und unabhängig. Die im BARDO e.V. organisierten Makler verpflichten sich zudem höchsten Qualitäts- und Ausbildungsstandards. Unsere Mitglieder finden Sie an dieser Stelle – sprechen Sie uns an!