Höhere Schäden aus Firmenpleiten
Schwächere Konjunktur und stagnierender Welthandel lassen sich in deutlich gestiegener Schaden-Quote ablesen. Schlechte Prognosen auch für 2020.
Wenig überraschend, aber umso beunruhigender: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berichtete kürzlich, dass die Kreditversicherer in diesem Jahr für Schäden in Höhe von fast 900 Millionen Euro aufkommen müssen. Dies entspreche einer Steigerung von mehr als 60 Prozent. „Der Welthandel stagniert, das Wachstum in Deutschland schwächelt und die Zahlungsmoral sinkt“, fasste der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung im GDV, Thomas Langen, beim Jahrespressegespräch der im GDV organisierten Kreditversicherer zusammen. Infolge der wirtschaftlichen Probleme könnten viele Firmen ihre Rechnungen nur noch verspätet zahlen. Oder gar nicht mehr: „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte im kommenden Jahr erstmals seit der Finanzkrise wieder anwachsen“, so Langen.
Unternehmensinsolvenzen verursachen milliardenhohe Schäden
Auch Creditreform rechnet für 2020 mit mehr – nämlich 19.800 – Firmenpleiten. 2019 komme man auf 19.400 Pleiten, dabei seien insgesamt 23,5 Milliarden Euro Schäden entstanden. (Dies betrifft alle Schäden durch Unternehmensinsolvenzen, auch die große Masse der unversicherten Zahlungsausfälle.) Die durchschnittliche Schadenssumme für die Insolvenzgläubiger sei auf 856.000 Euro je Insolvenzfall gestiegen.
Vom GDV erfuhren wir, dass immerhin mehr Schäden abgesichert waren: Die Deckungssummen der Versicherer stiegen 2019 auf nun 495 Milliarden Euro. Davon entfallen 430 Milliarden Euro auf die Kreditversicherung, mit der Zahlungsausfälle versichert werden, und 65 Milliarden Euro auf Kautionsversicherungen, mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen.
Weltweiter Abschwung
Dass es innerhalb Deutschlands derzeit mindestens zu mehr Großinsolvenzen kommt, hatte auch schon der Versicherer Euler Hermes gemeldet (wir berichteten). Unter anderem Creditreform und Coface sagten schon vor Monaten einen leichten Anstieg der Insolvenzzahlen für so gut wie alle Länder Westeuropas voraus. Aus Frankreich wissen wir von mehr Insolvenzen bei größeren Unternehmen, für 2020 erwarte man zudem einen leichten Anstieg aller Firmenpleiten um 0,9 Prozent. Die Wirtschaft Großbritanniens leidet längst massiv an der ungelösten Brexit-Frage und musste bereits im vergangenen Jahr 12 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen aushalten. Nach der Wahl vom vergangenen Donnerstag gebe es keine Entwarnung, schätzt das ifo-Institut. Immerhin sei der Zeitplan für ein Freihandelsabkommen eng, Ende 2020 läuft die Übergangsfrist aus.
Das vom ifo-Institut berechnete Weltwirtschaftsklima lässt ebenfalls wenig Hoffnung aufkommen. Der Indikator fiel im vierten Quartal von minus 10,1 auf minus 18,8 Punkte, die Weltkonjunktur kühle sich weiter ab. Das Wirtschaftsklima habe sich in nahezu allen Regionen der Welt und insbesondere in den Schwellenländern verschlechtert. Für die „fortgeschrittenen Volkswirtschaften“ prognostiziert das ifo-Institut eine hauptsächlich aus den USA kommende Abwärtsbewegung, die Schwellenländer wiederum haben mit Negativeinflüssen aus Asien zu kämpfen.
Risiko Automobilbranche
Auch Thomas Langen vom GDV sprach die schrumpfende Weltwirtschaft an, unter der gerade der deutsche Export leidet. Als „Motor des Abschwungs“ bezeichnete er ausgerechnet die Branche, die für Deutschland über Jahrzehnte nicht nur als Aushängeschild in Sachen Innovation und Qualität galt, sondern auch eine Menge Geld in die Kassen von Staat und Unternehmen spülte und von der rund zwei Millionen Arbeitsplätze abhängen: die Automobilindustrie. Der Strukturwandel erfordere hohe Investitionen, während gleichzeitig der weltweite Absatz sinkt. Das führe zu einem immensen Druck auf die ganze Wertschöpfungskette, so Langen: „Die Automobilwirtschaft hat sich vom Zugpferd der deutschen Wirtschaft zum Motor des Abschwungs entwickelt. Wir sehen harte Sparprogramme, Kurzarbeit, Standortschließungen und Insolvenzen. Das wirkt sich auch negativ auf Branchen aus, die eng mit der Automobilindustrie verflochten sind, etwa Chemie, Metall oder Maschinen- und Anlagenbau.“
Andere Branchen können sich mitnichten entspannt zurücklehnen: Unserer Ansicht nach sind in jedem Fall die Unternehmen nach wie vor in Gefahr, deren Geschäftsgegenstand von der Digitalisierung zu Konfetti geschreddert und durcheinandergewirbelt werden könnte. Oder auf deren seit Jahrzehnten stabil aufgeteilten Märkten „plötzlich“ neue Marktteilnehmer selbstbewusst nach Marktanteilen greifen und in der Lage sind, selbst treue Stammkunden abzuwerben. An dieser Stelle sind mutige Innovationen ge- und Investitionen erfordert. Diese wiederum setzen jedoch entsprechende Rücklagen voraus, die insbesondere bei den sogenannten Zombie-Firmen nicht vorhanden sind.
Und: Bei steigenden Insolvenzen steigen auch die Entlassungen. Creditreform beziffert die insolvenzbedingten Arbeitsplatzverluste schon für 2019 auf rund 218.000 Stellen. 2018 waren es noch 198.000. Steigt diese Zahl weiter an – und mit ihr die Unsicherheit unter den Menschen –, sinkt auch die Konsumlaune, die für den ohnehin schon unter Druck stehenden Einzelhandel überlebenswichtig ist.
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