Kreditversicherer warnen vor Insolvenzwelle 2021
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer würdigt den Schutzschirm für die Kreditversicherer, rechnet aber auch mit einem Anstieg der Insolvenzzahlen.
Sehr deutlich positionierte sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) gleich zu Beginn des Jahresmediengesprächs: Es gelte in diesen Tagen, die Pandemie und deren wirtschaftliche Folgen so gut es geht einzudämmen, erklärte Thomas Langen als Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Dezember 2020. Die Versicherer werden weiterhin ihren Beitrag leisten, führte Langen aus und verwies auf den Schutzschirm, der nun in eine sechsmonatige Verlängerung gehen kann.
Stabile Deckungssumme
Im Rahmen des Schutzschirms sichert der Bund die Deckungszusagen der Kreditversicherer, im Gegenzug beteiligen die Versicherer sich mit zehn Prozent an den Schadenzahlungen im Rahmen des Schutzschirms und führen rund 60 Prozent ihrer Prämieneinnahmen an den Bund ab. „Die Kreditversicherer leisten mit dem Schutzschirm für die Lieferketten einen erheblichen Beitrag zur Bewältigung der Krise, indem sie das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität stärken“, unterstrich GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Dank des Schulterschlusses mit der Bundesregierung konnten die Kreditversicherer auch im Jahr 2020 nahezu die gleiche Deckungssumme wie 2019 gewährleisten: 411 Milliarden Euro für den Bereich Delkredere (Kreditversicherung/ minus 3 Prozent). Die Anzahl der Kreditversicherungsverträge stieg gleichzeitig um 2,5 Prozent auf 46.000. Damit ist klar, dass die Versicherer trotz Schutzschirm vorsichtiger Limite vergeben haben. Die Schadenssumme blieb mit 436 Millionen Euro etwa 1,5 Prozent unter Vorjahr – wirklich bemerkenswert in einem Pandemiejahr mit Betriebsschließungen und einem in jeglicher Hinsicht von Unsicherheit geprägten Alltag.
Im Ergebnis konnten Lieferketten erhalten und Kettenreaktionen vermieden werden, resümierte Langen. Ziel des Schutzschirms? Erfüllt.
Nötige Insolvenzen
Trotz aller anerkennenden Worte für die staatlichen Maßnahmen während der Corona-Pandemie, konnte man Thomas Langen die Sorgen dennoch ansehen: „Die deutsche Wirtschaft schiebt seit Monaten eine Welle von Insolvenzen vor sich her“, erklärte er. Und richtete den Blick auf 2021: „Erst wenn ab Januar sowohl überschuldete als auch zahlungsunfähige Unternehmen wieder einen Insolvenzantrag stellen müssen, werden wir erkennen, wie groß dieser Anstieg ist und welche wirtschaftlichen Verwerfungen die Corona-Pandemie tatsächlich angerichtet hat.“
Es sei nun an der Zeit, Länder- und Branchenrisiken differenziert zu betrachten und zu wesentlichen marktwirtschaftlichen Prinzipien zurückzukehren. Die Unsicherheit im Markt wachse täglich – insbesondere hinsichtlich der Zombie-Unternehmen, die von der vorübergehend ausgesetzten Insolvenzantragspflicht profitiert haben. Insolvenzen seien in einer Marktwirtschaft aber natürlich und notwendig. Aktuell müsse sich jeder Lieferant fragen, „ob sein Geschäftspartner tatsächlich noch solvent und stabil ist – oder doch längst insolvent, aber noch keinen Antrag stellen musste.“
Auch das neue Sanierungs- und Insolvenzrecht, das der Bundestag noch in diesem Jahr verabschieden und das Anfang 2021 in Kraft treten soll, dürfe nicht zum Auffangnetz für bereits insolvenzreife Unternehmen werden, warnte Langen.
Unser Rat
Auch aus unserer Sicht wird 2021 das „Jahr der Wahrheit“ sein: Die Pandemie ist insbesondere in Europa noch nicht unter Kontrolle, gleichzeitig steuern wir in Deutschland auf ein Wahljahr zu. Die Hausaufgaben jedes einzelnen Unternehmens können nur darin bestehen, jetzt die eigene Liquidität und wirtschaftliche Sicherheit auf stabile Säulen zu stellen. Und: wachsam zu bleiben, gegenüber Geschäftspartnern wie gegenüber der eigenen Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Benötigen Sie eine anbieterübergreifende, unabhängige Beratung? Wollen Sie sich umfassend und individuell absichern? Sprechen Sie einen Kreditversicherungsmakler des BARDO e.V. an.