Kautionsversicherer bekamen trotz Krise gute Noten
Eine Mitgliederbefragung des BARDO – Internationaler Verband der Kreditversicherungsmakler, zeigt: Trotz ihrer restriktiven Maßnahmen während der Krise konnten die Versicherer das Vertrauen ihrer Kunden großteils erhalten. Nun ist der Appetit auf Neuaufträge wieder groß. Anders als bei den Banken: Die Hälfte des Neugeschäfts stammt von Kunden, die von Banken abgewiesen wurden.
Kautionsversicherungen sind ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Kommt es zu Engpässen, kann das den Markt verunsichern. Denn in vielen Branchen, wie etwa Bau und Maschinenbau, müssen Auftragnehmer eine Kautionsversicherung (auch Bürgschaft oder Aval genannt) vorweisen, um zu untermauern, dass sie den Auftrag durchführen können, oder um Anzahlungen abzusichern. Doch in Folge der Pandemie wurde es für die Auftragnehmer schwierig, diese Bürgschaften zu bekommen.
Kunden haben gelitten
„Die jährliche Mitgliederbefragung des BARDO – Internationaler Verband der Kreditversicherungsmakler zeigt, dass Unternehmen in Pandemiezeiten darunter gelitten haben, dass die Absicherung ihrer Geschäfte auf einmal gefährdet war“, sagt Alfons-Maria Gracher, Vorstand des BARDO und Spezialist für Kautionsversicherungen. „Die Anbieter, allen voran die Banken aber auch Kautionsversicherer wie Euler Hermes, haben ihre Limite reduziert und bestehende Verträge gekündigt.“
Ins Visier genommen wurde in der Mitgliederbefragung das Verhalten der Versicherer – nicht der Banken – im Krisenzeitraum März 2020 bis März 2021. Die zwölf Anbieter von Kautionsversicherungen bekamen von den Maklern in 32 Kategorien Schulnoten ausgestellt; diese fangen ihr Verhalten gegenüber ihren Kunden ein und zeichnen so ein Stimmungsbild der Unternehmenskunden.
Zum Beispiel gab es im Bereich „Verhalten des Versicherers bei Bonitätsverschlechterung des Versicherungsnehmers“ gemischte Noten. Marktführer Euler Hermes rutschte aufgrund seiner restriktiven Maßnahmen auf den letzten Platz ab; auch einige andere mussten Federn lassen. Anbieter ERGO, AXA, VHV und Coface konnten sich dagegen sogar verbessern. Sie wurden jeweils mit 2,30, 2,59, 2,85 und 3,56 bewertet. Die beste Bewertung erzielte wie auch in den vergangenen Jahren R+V (1,79). Der Anbieter konnte mit Risikoappetit, einer großen Bandbreite an Produkten und der Bereitschaft punkten, auch in Zeiten der Krise kundenfreundliche Konditionen beizubehalten und somit einiges an Risiko auf sich zu nehmen.
Nicht im Regen stehen lassen
„Der Kunde eines Kautionsversicherers möchte vor allem eines: Einen stabilen Finanziererkreis, der ihn nicht beim ersten Regenschauer stehen lässt“, so Gracher. „Euler Hermes hat am Markt für viel Verunsicherung gesorgt. Durch die Kündigung der Kreditzusagen stieg für Kunden das Risiko und der Bedarf an zusätzlicher Finanzierung bzw. Liquidität.“
In der Folge kam es zu Verschiebungen am Markt. Gracher: „Wir haben im vergangenen Jahr für Kunden laufend Anbieterwechsel vorgenommen. Spannend daran ist, dass die große Mehrheit dieser Kunden nicht zwischen den Kautionsversicherern, sondern von den Banken zu den Versicherern gewechselt sind, weil es für sie bei den Banken noch schwieriger war, eine Kreditlinie zu bekommen.“
Gemischt wurde in der Mitgliederbefragung auch der Risikoappetit vieler Versicherer im Neugeschäft bewertet. Hier fielen die Noten für einige Anbieter schlechter aus als im Vorjahr, während Atradius (3,44), AXA (2,73), Zurich (2,71) und R+V (1,94) sogar substanziell zulegen konnten. „Das Ergebnis ist für Krisenzeiten erstaunlich und zeigt, dass etliche Anbieter trotz angespannter Wirtschaftslage Mut bewiesen und dafür auch die Anerkennung der Kunden erhalten haben“, so der Experte.
Bei der „Preisgestaltung in Krisen des Versicherungsnehmers“ bekam sogar die große Mehrheit in diesem Punkt eine bessere Bewertung als 2020. Eine Verschlechterung gab es nur bei Swiss Re.
Wieder Aufbruchstimmung – außer bei den Banken
Jetzt herrscht am Markt wieder Aufbruchstimmung. Nicht nur die Auftragspipelines der Kunden, die dafür Bürgschaften benötigen, sind voll, auch die Kautionsversicherer haben die Schleusen geöffnet. Gracher: „Der Markt ist wieder sehr aufnahmefähig. Die Anbieter haben großen Appetit auf Neuaufträge!“
Problematisch sieht der Experte dagegen, dass viele Banken weiterhin erst ab einem Bonitätsrating von BB/BB+ einsteigen würden, und bei abrutschender Bonität eines Kunden sofort die Preise anheben bzw. die Kreditlinien reduzieren oder kündigen. Gracher: „Der Wirtschaftsmotor brummt. Die Kautionsversicherer unterstützen die positive Auftragslage ihrer Kunden mit entsprechenden Absicherungen. Die Banken agieren dagegen weiterhin sehr konservativ. Das erklärt, warum weiterhin mehr als die Hälfte unseres Neugeschäfts von Kunden stammt, die von Banken abgewiesen wurden.“