Corona: Gestiegene Branchen- und Länderrisiken
Höhere Ausfallrisiken, mehr Insolvenzen: Das Coronavirus infiziert Länder und Branchen.
Die Covid-19-Pandemie bringt den globalen Wirtschaftskreislauf vielfach zum Erliegen. Der Kreditversicherer Coface musste nun die Ratings für 71 von 162 Volkswirtschaften senken – darunter auch die solider, wirtschaftsstarker Länder, die die Krisen der vergangenen Jahrzehnte vergleichsweise gut weggesteckt hatten. Deutschland etwa fiel zusammen mit Frankreich, Belgien, Kanada, den USA, Portugal und Spanien von A2 auf A3. „Die Note A3 steht bei Coface dafür, dass das Risiko für Forderungsverluste und Insolvenzen in dem Land zwar noch befriedigend ist, jedoch nicht mehr niedrig“, erklärte Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Italien erhielt statt bislang A4 nun ein B, Großbritannien ein A4 statt A3. Länder mit dem Spitzenranking A1 gibt es nun überhaupt nicht mehr, mit den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz und Luxemburg verloren die bisher weltweit noch verbliebenen vier Länder ihre Bestnote.
Die Welt auf Talfahrt
Es gebe praktisch kaum eine Volkswirtschaft der Erde, die nicht in irgendeiner Form von Covid-19 negativ beeinflusst sei, ließ der Kreditversicherer Coface in einer Pressemitteilung zu Länder- und Branchenrisiken wissen. „Vielleicht beherrscht der Virus selbst nicht das Land“, führte von Berg aus, „aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.“
Zur Herabstufung habe jedoch nicht nur die Corona-Pandemie geführt. Erstmalig habe Coface den Faktor Umweltrisiken – explizit: den Klimawandel – in seine Risikomodelle aufgenommen, was die Bewertung in vielen europäischen und afrikanischen Staaten ebenfalls gedrückt habe. Insgesamt erwartet Coface eine Verringerung der weltweiten Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent zum Vorjahr abnimmt. Bereits 2021 dürfte das globale Wachstum wieder bei 5,1 Prozent liegen. Insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA, Brasilien, China und Indien darf im nächsten Jahr mit einer positiven Konjunkturentwicklung gerechnet werden.
Mehr Insolvenzen
Traditionell schaut Coface jedoch nicht nur auf Länder, sondern nimmt auch einzelne Branchen unter die Lupe. Das Ergebnis ist in diesem Jahr nicht weniger frustrierend. In gleich 134 Sektoren musste herabgestuft werden. Weltweit betroffen ist unter anderen die Automobilbranche, der weltweit ein hohes bis sehr hohes Risiko bescheinigt wurde. Alle Zeichen auf Grün stehen dafür in der Pharmabranche – wenig verwunderlich inmitten einer weltweiten Pandemie, während der weltweit nach wirksamen Medikamenten und einem Impfstoff geforscht wird.
Unter dem Eindruck der branchen- und länderweiten Herabstufungen rechnet Coface mit einem empfindlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen: Weltweit sollen diese um rund 33 Prozent ansteigen, am stärksten in den USA (plus 43 Prozent) sowie Großbritannien (plus 37 Prozent). Japan (plus 24 Prozent) und Frankreich (plus 21 Prozent) liegen deutlich über der Zahl für Deutschland, das mit 12 Prozent plus fast glimpflich davon kommt. Unter den Emerging Markets sind Brasilien (plus 44 Prozent) und die Türkei (plus 50 Prozent) besonders stark betroffen. Auch Marktführer Euler Hermes hatte sich bereits zu steigenden Insolvenzen geäußert.
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Die Pressemitteilung der Coface können Sie hier en dètail nachlesen. An dieser Stelle finden Sie zudem das ausführliche Coface-Barometer (PDF), das ausführlich über die Risikoeinschätzungen einzelner Länder und Branchen Aufschluss gibt.