Kein Auge für Gefahren
Zahlungsausfall, Folgeinsolvenz, Vertrauensmissbrauch und Betrug: Davon wollen deutsche Unternehmer lieber nichts wissen, fand eine Umfrage des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. heraus. Für den BARDO lautet die Aufgabe: Informieren, aufklären und zu einem soliden Risikomanagement anhalten.
Viele Unternehmen gehen zu sorglos in die Zusammenarbeit mit ihren Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Auch Gefahren von außen werden massiv unterschätzt. Dies ergibt eine repräsentative Befragung unter 252 Großunternehmen ab einer Größe von 250 Mitarbeitern bzw. einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro, die der GDV beim Meinungsforscher forsa in Auftrag gab.
Risiko Zahlungsausfall
Die Ergebnisse der Befragung lassen mangelndes Wissen, aber auch ein defizitäres Gefahrenbewusstsein schlussfolgern. 55 Prozent aller befragten Unternehmen glauben beispielsweise nicht daran, dass die Abnehmer ihrer Waren einmal zahlungsunfähig sein könnten. Sie unterschätzen systematisch unternehmerische Risiken. Und dass, obwohl gleichzeitig gut ein Drittel aller Befragten in den vergangenen zwei Jahren von der Insolvenz eines Kunden betroffen war. Unbezahlte Rechnungen infolge einer Zahlungsunfähigkeit sind alles andere als abwegig – und bei rund 20.000 Insolvenzanmeldungen im Jahr 2017 allein in Deutschland potenziert sich das Risiko für Gläubiger.
Risiko Betrug
Noch alarmierender ist die Naivität der befragten Großunternehmen hinsichtlich der Gefahren, die von Betrug, Diebstahl, Unterschlagung oder dem Verrat von Geschäftsgeheimnissen ausgehen: 80 Prozent halten es für sehr unwahrscheinlich, davon künftig betroffen zu sein. Knapp 90 Prozent glauben sogar, von finanziellen Schäden Compliance-Verstöße oder Pflichtverletzungen ihrer Führungskräfte verschont zu bleiben.
„Das Risikomanagement wird in vielen deutschen Großunternehmen vernachlässigt“, erklärte Thomas Langen, der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung im GDV, während eines Pressegesprächs zur Präsentation der Umfrageergebnisse. Die Befragten, allesamt Entscheider in den betreffenden Unternehmen, verkennen jedoch nicht nur drohende Gefahren. Einige von ihnen wissen noch nicht einmal, ob sie gegen die genannten Risiken versichert sind. Wohlgemerkt: forsa sprach für die Umfrage jeweils mit den Unternehmensvertretern, deren Aufgabe die Risikobewertung und entsprechende Absicherung ist.
Risiko Politik
Wovor haben die Unternehmer dann Angst? Nun, mit insgesamt 17 Prozent fürchten die meisten politische Instabilität oder sich eventuell ändernde politische Rahmenbedingungen. Dies ist nicht verwunderlich, schließlich zeigte das Jahr 2017 mit dem Brexit oder den Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei, wie sicher geglaubte Handelsbeziehungen plötzlich erschwert und infrage gestellt werden. Auch der zunehmende Protektionismus, nach dem beispielsweise die Trump-Regierung in den USA handelt, sei für die Unternehmen bedrohlich. 25 Prozent der der befragten Entscheider sehen ein deutlich gestiegenes Risiko durch neue Handelsbeschränkungen wie Zölle, Sanktionen und Verbote. 41 Prozent beklagen, dass die wirtschaftlichen Risiken durch staatliche Regulierung und Gesetzesänderungen gestiegen seien. Eine Einschätzung, die die Versicherer teilen, wie Langen ausführte. Die Weltwirtschaft sei nicht allein von den am Markt herrschenden Kräften, sondern sehr stark von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.
Antworten geben
Die Ergebnisse der GDV-Umfrage begreift BARDO, der Internationale Verband der Kreditversicherungsmakler e.V. als klare Aufforderung, sowohl seine Mitglieder als auch die Unternehmenswelt noch gründlicher über die aktuellen Herausforderungen und Risiken in der Wirtschaft – insbesondere der Exportwirtschaft – zu informieren. Ganz offenbar gibt es eine große Gruppe von Handelstreibenden, die die Augen vor Forderungsausfällen und Betrügereien verschließt und die eigenen Geschäfte so in Gefahr bringt. Dabei sorgt die passende Police nicht nur für eine Absicherung im Schadenfall, sondern schützt durch permanente Information und Überwachung der Handelsmärkte und -partner davor, überhaupt erst in einen Schaden verwickelt zu werden.
Kreditversicherungsmakler haben die Möglichkeit, die Unternehmen anbieterunabhängig über Risiken aufzuklären und über mögliche Policen zur Absicherung zu informieren. Dieser Aufgabe sollten sie sich weiterhin intensiv widmen.
Risiken decken
Im Jahr 2017 decken die Kreditversicherer einen Schaden in Höhe von rund 453 Milliarden Euro – mit 2 Prozent plus eine neue Rekordsumme. Das Produkt Warenkreditversicherung – der Klassiker der Branche – sichere gut die Hälfte der deutschen Exportwirtschaft, sagte GDV-Vertreter Thomas Langen. Damit trage man zur Stabilität der Wirtschaft bei. „Auch wenn wir mit unseren Daten über zahlreiche Unternehmen weltweit die Risiken von Zahlungsverzögerungen und Zahlungsausfällen gut einschätzen und minimieren können“, so Langen, „sind Schäden natürlich nie ganz auszuschließen. Der Hochrechnung zufolge steigt der Schadenaufwand um 5 Prozent auf über 800 Millionen Euro.“ Insgesamt sei 2017 aber ein gutes Jahr für die Kreditversicherer und ihre Kunden gewesen. Die Schadenquote liegt bei 48 Prozent.