
GDV: Schwache Konjunktur und steigende Insolvenzen in der deutschen Wirtschaft
Eine Milliarde Euro Schaden durch Zahlungsausfälle – und keine Entwarnung: Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Geschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), und Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung des GDV, nahmen auf dem Jahresmediengespräch des GDV Stellung zur wirtschaftlichen Lage deutscher Unternehmen.
Die Kreditversicherer leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft, insbesondere in einem von Unsicherheit und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägten Umfeld. „2024 ist das dritte Jahr in Folge, in dem unsere Schadenzahlungen steigen. Besonders deutlich ist der Anstieg in der Delkredere-Versicherung“, begann Thomas Langen seinen Jahresrückblick. Angesichts einer schwachen Konjunktur und deutlich steigender Insolvenzzahlen schützen die Versicherer vor den gravierenden Folgen von Zahlungsausfällen und sichern Liquidität. Im Jahr 2024 wird das Deckungsvolumen erstmals die Marke von 600 Milliarden Euro erreichen. „Damit leisten wir unseren Beitrag zur Stabilität der deutschen Wirtschaft“, bekräftigt Langen.
Mehr Insolvenzen
Laut GDV haben sich die Schäden durch Zahlungsausfälle seit 2021 verdoppelt. 2024 mussten die Kreditversicherer für fast eine Milliarde Euro Schäden geradestehen, ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Schadenquote liegt bei 55 Prozent, im Vorjahr waren es noch 45 Prozent. Zugleich wird für 2025 ein weiterer Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um fünf bis zehn Prozent auf bis zu 24.500 Fälle prognostiziert. Allein im ersten Halbjahr 2024 zählte man 40 Großinsolvenzen – darunter fallen Insolvenzen bei Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Betroffen sind bekannte Namen wie Weltbild, Tupperware oder das Reiseunternehmen FTI.

Konjunkturelle Lage und Herausforderungen
Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einer schwierigen Phase, äußerte die stellvertretende Geschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Anja Käfer-Rohrbach: Höhere Energiepreise, eine schleppende Digitalisierung, zu viel Bürokratie, der bekannte Personal- und Fachkräftemangel sowie eine schwache Konsumlaune belasten die Unternehmenslandschaft. Auch der Wahlausgang in den USA sorgt für Verunsicherung, insbesondere mit Blick auf sicherheitspolitische Fragen und die mögliche Einführung von (höheren) Zöllen.
„Es fehlen Wachstumsimpulse allerortens“, so Käfer-Rohrbach, gleichzeitig sei aufgrund der Neuwahlen nun mit einem Machtvakuum bis etwa Mai 2025 zu rechnen. Immerhin auf der positiven Seite: Die Inflation sei wieder auf einem niedrigeren Niveau, die Lohnabschlüsse seien „ordentlich“.
Kreditversicherer als Stabilitätsfaktor
Trotz dieser Widrigkeiten seien die Kreditversicherer mit ihrer gestiegenen Deckungssumme ein wichtiger Stabilisator für die deutsche Wirtschaft. Sie übernehmen zusätzliche Risiken und tragen damit zur wirtschaftlichen Sicherheit und Planbarkeit bei. Insbesondere Branchen wie Bau und Automobil, die stark unter Nachfragerückgang bzw. Strukturwandel leiden, profitieren von dieser Unterstützung.
Bei allen Schwierigkeiten: Thomas Langen zeigt sich überzeugt von der grundlegenden Stärke der deutschen Wirtschaft. „Der Zustand unseres Landes ist bei weitem nicht so katastrophal wie er oft geschildert wird“, so Langen. Krisen böten immer auch Potenzial für Reformen. Durch weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur könne eine neue Wachstumsdynamik entstehen. „Wir haben in Deutschland alle Voraussetzungen, gestärkt aus der Krise herauszugehen,“ unterstrich Thomas Langen.
Unser Fazit
Die Kreditversicherungsbranche sieht es als ihre Aufgabe, Unternehmen durch Schutz vor Zahlungsausfällen handlungsfähig zu halten. Dass dies keine leeren Worte sind, zeigen die hohen Zeichnungsquoten und das Rekorddeckungsvolumen. Damit erweisen sich die Kreditversicherer auch in Krisenzeiten als verlässlicher Partner. Darüber hinaus übernehmen sie nicht nur die Rolle des Absicherers, sondern helfen in hohem Maße, Risiken von vornherein zu erkennen und zu vermeiden. Und wenn es darum geht, die eigene Liquidität zu erhöhen, etwa um Investitionen zu tätigen oder Aufträge zügig zuzusagen, bieten Factoring- und Bürgschaftsanbieter vielfältige Optionen und Produkte.
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